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epochen:mittelalter

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epochen:mittelalter [21/06/2019 17:08] adminepochen:mittelalter [12/05/2021 14:21] (aktuell) admin
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 ====== Mittelalter (500-1420) ====== ====== Mittelalter (500-1420) ======
  
-===== Geschichte =====+===== Geschichtlicher Überblick =====
  
-  * Papst und Kaiser werden durch Krönung verbündet +<html><iframe src="https://einstiegh5p.de/h5p/embed/5156width="415" height="630" frameborder="0" allowfullscreen="allowfullscreen"></iframe></html>
-  * Papst Gregor reformiert die Liturgie mit der Vereinheitlichung der Kirchenmusik +
-  * Karl der Große ermöglicht durch die Vereinheitlichung der Gesänge die ++Gregorianik| <HTML><br> +
-<img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/55/Puer.natus.est.jpgalt="Puer natus est"> </HTML> Introitus: Puer natus est, Graduale aus dem Bamberger Klarissenkloster, ca. 1500<html><br></html>[Quelle: Wikipedia.org]+++
  
-===== Komponisten =====+### 
 +//Interaktiver Inhalt erstellt mit [[https://einstiegh5p.de/|H5P]]. Mehr Möglichkeiten findest du im [[https://lehrerzimmer.musikgeschichte.org/doku.php/programme/interaktion|Lehrerzimmer]]// 
 +###
  
-  * Guido von Arezzo (wichtiges Theoriewerk: Micrologus) 
-  * Hildegard von Bingen (die erste Komponistin) 
  
-===== musikalische Entwicklungen =====+===== Musikhistorischer Überblick ===== 
 +==== Frühmittelalter (500 - 1050) ==== 
 +=== Einstimmigkeit (Gregorianischer Choral) ===
  
-  * Beginn der Neumennotation (früheste Notenschrift mit musikalischer Gestaltung - geregelt ist nur das wie, nicht das was) +  * lateinische Texte 
-  * Erste Tropen und Sequenzen (Vorhandene Gesänge werden durch Text und Musik erweitert) +  * von Männern gesungen 
-  * Musica Enchidiradis (Musikhandbuch mit Erklärung des Tonsystems enthält Anleitung zum improvisierten mehrstimmigen Singen in Oktaven, Quinten und Quarten und begründet somit die frühe Mehrstimmigkeit) +  * einstimmig 
-  * Kirchenmusik stoppt nicht, trotz festgelegter Gesänge durch Tropen und ++frühe Mehrstimmigkeit| <HTML><br> +  * unbegleitet 
-<img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9e/Musica_enchiriadis_Rex_celi.png/640px-Musica_enchiriadis_Rex_celi.png" alt="Musica enchiriadis Rex celi"> </HTMLFrüheste Darstellung eines Organums in einer theoretischen Schrift, der "Musica enchiriadis" aus dem späten 9Jahrhundert<html><br></html>[QuelleWikipedia.org]++ +  * Bestandteil des Gottesdienstes 
-  * Musiktheorie ist Teil der Philosophie der Universalgelehrten (Septem artes liberales)+  * benannt nach ++Papst Gregor I.| <html><br><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/03/Gregory_I_-_Antiphonary_of_Hartker_of_Sankt_Gallen.jpg" alt="Papst Gregor I."></html>Gregor I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs (aus dem Antiphonar des Hartker von StGallen, St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 390, p. 13, um 1000) [Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/03/Gregory_I_-_Antiphonary_of_Hartker_of_Sankt_Gallen.jpg] ++ 
 +  * Tonalität: ++Kirchentonarten (Modi)| <HTML><br> 
 +<img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=wPt2ktcNf3o0HR1Mo9fiqCnc1tMsY24b" alt="Kirchentonarten"> </HTML>++ 
 +  * keine besondere rhythmisch-metrische Differenzierung 
 +  * ohne dynamische Entwicklung und Gegensätze 
 +  * mit formaler Gliederung durch Textphrasierung und Wiederholung von Melodieabschnitten 
 +  * Unterscheidung in **antiphonal** (Wechselgesang zweier gleicher Gruppen) und **responsorial** (Ruf- und Antwortgesang von Vorsänger und Gruppe)
  
-===== Unterepochen ===== +Wichtige Gesangsformen des Gregorianischen Chorals:
-==== St. Martial Epoche (1100-1160) ====+
  
-  * Fund im Kloster (St. Martial): Handschriften zeigen Neuerungen in der Musikgeschichte - erste komponierte Mehrstimmigkeit +  * Syllabischer Gesang (//1 Wortsilbe → 1 Ton//
-  Mailänder Organumtraktat +      * ++Psalmodie| <html><br><img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=uGGOHu0Hc33h9aSyEHpRDwNb1lfEqRlq" alt="Psalmodie-Modell"></html>Psalmodie-Modell [Quelle: Musik Colleg 1, Musikepochen, H. Kopp & R. Taubald, Bayerischer Schulbuch-Verlag, München, 1990, S. 9]++ 
-    * Lehrwerk zur kompositorischen Gestaltung von Zusatzstimmen durch extrem komplizierte Regeln (Improvisation wird ausnotiert) +          * syllabische Textdeklamation 
-    * Hauptstimme wird um eine improvisierte Organalstimme ergänzt: ++Haltetonsatz| <HTML><br> +          * aus dem Satzbogen der Sprachmelodie entnommen 
-<img src="http://ensembleison.de/publications/organum/grafik/winchester.GIF" alt="Haltetonsatz"> </HTMLimprovisierte Oberstimme über der Hauptstimme<html><br></html>[Quelle: ensembleison.de]+++          * über weite Strecken derselbe Ton → Text steht im Mittelpunkt 
 +          * Sänger und Zuhörer werden nicht durch schwierige Melodie oder subjektive Gestaltung abgelenkt 
 +      * ++Sequenz| <html><br><img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=775ygnXCi9u00JL9uKinpAplSNaSTVsq" alt="Sequenz"></html>Sequenzmodell [Quelle: Musik Colleg 1, Musikepochen, HKopp & R. Taubald, Bayerischer Schulbuch-Verlag, München, 1990, S. 12]++ 
 +          * überwiegend syllabische Textierung 
 +          * ausgreifende Melodieverläufe mit Jubiluscharakter
  
-==== Notre Dame Epoche (1160-1250====+  * Melismatischer Gesang (//1 Wortsilbe → mehrere Töne//) 
 +      * Melisma Verzierungen 
 +          * nicht Sprache, sondern Gefühlsausdruck ist Funktion 
 +          * reiche Melodik 
 +      * Jubilus 
 +          * besondere Form des Melismas 
 +          * aus der besonderen Ausgestaltung der letzten Silbe ("a"des Halleluja hervorgegangen
  
-  * bennant nach dem Baustart der Notre Dame Kathedrale in Paris 1163 +=== Improvisierte Mehrstimmigkeit === 
-  * erste Musikhandschriften mit Rhythmusnotation +  * Improvisiertesparalleles Singen in ++Quarten und Quinten| <html><br><img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=5Gsc757XxtvFjAKtid4VzGWg2ZxuLAeM" alt="Quintorganum"></html>Quintorganum [Quelle: http://quinteparallele.altervista.org/Quinte_Parallele/Av-Organa_files/enchiriadis.pdf] ++\\ //vox principalis (cantus firmus) + vox organalis (Zweitstimme)// \\ ++Oktavverdopplung| <html><br><img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=CFMblrvDGQuZQ6aDrGG8z6vdHaDY073s" alt="Oktavorganum"></html>Oktavorganum [Quelle: http://quinteparallele.altervista.org/Quinte_Parallele/Av-Organa_files/enchiriadis.pdf] ++ möglich 
-  * Magnus liber organi: großes Buch mit mehrstimmigen Werken +  * später: nicht-paralleles improvisiertes Singen nach bestimmten Regeln\\ //nachzuvollziehen in der Lehrschrift Musica enchiriadis aus dem 9. Jh. (noch keine eindeutige Notenschrift, diatonisches Tonsystem)// \\ z.B. ++Organum aus dem Einklang| <html><br><img src="https://filerun.musikgeschichte.org/wl/?id=CGA8GDPdJlouWM5krkqMPkmfkDLbp07u" alt="Organum aus dem Einklang"></html>Organum aus dem Einklang [Quelle: http://quinteparallele.altervista.org/Quinte_Parallele/Av-Organa_files/enchiriadis.pdf] ++ 
-  * Mehrstimmigkeit ist Stilmittel für Festlichkeit +  * auchVerzierung des einstimmigen Gesangs (z.B. an Feiertagen) durch Tropus und Sequenz möglich
-  * Ausschnitte aus gregorianischen Chorälen (Klauseln) werden durch Haltetonsatz mehrstimmig und erweitert durch Rhythmik (Modalnotation) und mehrstimmigegegenläufige Oberstimmen ++(Diskantus)| <HTML><br> +
-<img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/d/da/Viderunt.png/640px-Viderunt.png" alt="Viderunt omnes"> </HTMLBeginn des Viderunt omnes von Pérotin (Ende 12. Jh.) in moderner Notation <html><br></html>[Quelle: Wikipedia.org]++ +
-  * mehrstimmige Komponisten: +
-    * Leonin +
-    * Perotin +
-    * Walter von der Vogelweide+
  
-==== Ars Antiqua (1250-1320====+⇒ Guido v. Arezzo: **Micrologus** (//erstes Musiktheoriewerk über gregorianischen Choral und Mehrstimmigkeit//)
  
-  * im Nachhinein abwertend als "alte Kunst" bennant 
-  * neue Rhythmusnotation 
-  * Streitführer der Ars Antiqua: Jacobus von Lüttich (Spectrum musicae) 
-  * 4-stimmige Werke mit 2 Halteton- und 2 Diskantsätzen (aus Platzgründen getrennt voneinander notiert) 
-  * Franco von Köln: 
-    * Ars cantus mensurabilis (wichtige Station der Rhythmus- bzw. Mensuralnotation) 
-    * Lehre vom messbaren Gesang (genaue Zuweisung einer Dauer für eine Note) 
  
-==== Ars Nova (1320-1380) ====+==== Hochmittelalter (1050 1250) ==== 
 +=== St. Martial-Epoche (1100 - 1160) ===
  
-  * in Abgrenzung zur Ars Antiqua als "neue Kunst/Lehre" benannt +  * komponierte Mehrstimmigkeit 
-  * das Rhythmussystem wird inhaltlich erweitert +  * Regelwerk für mehrstimmige Improvisationen zu komplex\\ → Aufschreiben der mehrstimmigen Fassungen eines Gesangs im **Mailänder Organumtraktat**\\ //Klosterfund zeigt Neuerung in der Musikgeschichte// 
-  fundamentaler Streit über den Theologiegehalt der Musik +  * Handschriften der Abtei St. Martialmehrstimmige Stücke mit diastemischen Neumen
-  * StreitführerPhilippe de Vitry, Machaut+
  
-==== Ars subtilior (1380-1420====+=== Notre Dame-Epoche (1180 1280) ===
  
-  * nachträgliche Bennenung +  * Zentrum für mehrstimmige Kompositionen: Paris 
-  * Ausreizung des Rhythmus und der Klänge +  * Kirchenbau mit abschnittsweiser Benutzung 
-  * besonders raffiniert und kunstvoll+  * Modalrhythmus und -notation (metrisch mit codierten Modi) 
 +  * Erste Musikhandschriften mit Rhythmusnotation und Pausenzeichen 
 +  * Neue Formen: Haltetonsatz, Klausel, Motette (//textierte Klausel//), Hoquetus (//zwei rhythmisch komplex, teils gegenläufig geführte Stimmen//), Conductus (//feierliches Lied zu einem prozessartigen Gang//) 
 +  * **Leonin**: Magnus liber organi (großes Buch mit mehrstimmigen Werken) 
 +  * **Perotin**: ++Sederunt principes (vierstimmiges Organum)| <html><br><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/P%C3%A9rotin_-_Sederunt_Principes.jpg" alt="Sederunt principes"></html>Sederunt principes [Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:P%C3%A9rotin_-_Sederunt_Principes.jpg] ++
  
-==== Trecento (1320-1420) ==== 
-<WRAP center round important 100%> 
-Dieser Abschnitt benötigt noch weitere Informationen 
-</WRAP> 
  
-  Vorrenaissance in Italien +==== Spätmittelalter (1250 – 1500) ==== 
-  * reichevielfältige Entwicklung mehrstimmiger Gattungen in der weltlichen Musik +=== Ars antiqua (1250 – 1330) === 
-  * Jacopo da Bologna, Giovanni da Firenze+  Benennung im Nachhinein („alte Kunst“) 
 +  * Neue Rhythmusnotation (Mensuralnotation)\\ //LongaBrevis, …// 
 +  * Jacobus von Lüttich
  
  
 +=== Trecento (1300 – 1390) ===
 +  * Eigene Mehrstimmigkeit in Italien (Madrigal, Caccia)
 +  * Franco von Köln: Ars cantus mensurabilis
 +  * Wichtige Station der Rhythmusnotation (schwarze Mensuralnotation)
 +  * „Lehre vom meßbaren Gesang“ → Zeitmaß!
 +  * Einzelne Note-Dauer
 +  * Vierstimmige Werke mit 2 Halteton- und 2 Diskantsätzen
 +
 +=== Ars nova (1300 – 1450) ===
 +  * „neue Kunst“
 +  * ++Motette (Isoperiodik, Isorhythmik)| <html><br><img src="https://magazin.klassik.com/meisterwerke/001/noten3.jpg" alt="Guillaume de Machaut - La Messe de Nostre Dame"></html>\\ Guillaume de Machaut - La Messe de Nostre Dame [Quelle: https://magazin.klassik.com/meisterwerke/001/noten3.jpg] ++
 +  * Philippe de Vitry: mehrstimmiges Lied
 +  * Mensuralsystem, -notation
 +  * Ternäre und binäre Teilung
 +  * Inhaltliche Erweiterung des Rhythmussystems
 +  * Fundamentaler Streit über Theologiegehalt der Musik
 +
 +=== Ars subtilior (1380 – 1420) ===
 +  * Benennung im Nachhinein (überlegene Kunst)
 +  * Steigerung und Ausreizung des Rhythmus und der Klänge
 +  * Besonders raffiniert und kunstvoll
 +
 +
 +----
 +
 +===== Exkurs: Messe ===== 
 +//auch: heilige Messe (Gottesdienst der römisch-katholischen Kirche mit Eucharistiefeier)//
 +
 +  * durch **Ordo missae** festgelegter Ablauf
 +  * unterteilt in:
 +      * **Proprium** (feststehende Teile = jeden Sonntag gleich)
 +      * **Ordinarium** (nach Anlass und Kirchenjahr wechselnde Liturgie)
 +
 +^ Ordinarium                       ^ Proprium  ^
 +| 1. Introitus (//Eingangsvers// |           |
 +| | 2. Kyrie (//"Herr erbarme dich"//) |
 +| | 3. Gloria (//"Ehre sei Gott in der Höhe"//) |
 +| 4. Graduale (//Antwortpsalm//) | |
 +| 5. Alleluja (//Vers vor dem Evangelium//)<html><br></html>//in der Fastenzeit: Tracuts// | |
 +| | 6. Credo (//Glaubensbekenntnis//) |
 +| 7. Offertorium (//Gesang zur Gabenbereitung//) | |
 +| | 8. Sanctus (//"Heilig, heilig, heilig"//), Benedictus |
 +| | 9. Agnus Dei (//Begleitgesang zur Brotbrechung//) |
 +| 10. Communio (//Eucharistie//) | |
 +
 +===== Exkurs: Entwicklung der Notenschrift =====
 +
 +
 +> „Musik vergeht, sofern sie nicht vom Gedächtnis festgehalten wird, denn aufschreiben kann man sie nicht.“\\ //(Bischof Isidor von Sevilla, 560-636)//
 +
 +
 +==== 1. Seikilos-Lied ====
 +Grabinschrift (ca. 1. Jh. n. Chr.)
 +
 +<html><img src="http://www.floraberlin.de/soundbag/sbimages/seikilos.gif" alt="Seikilos-Lied"></html>\\ //Quelle: http://www.floraberlin.de/soundbag/index122d.htm //
 +
 +
 +==== 2. Codex 339 ====
 +
 +//gefunden in der Bibliothek zu St. Gallen (ca. 10. Jh. n. Chr.)//
 +
 +<html><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Meyers_b12_s0092_b2.png" alt="Neumen ohne Linie - Antiphonar St. Gallen"></html>\\ //Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meyers_b12_s0092_b2.png //
 + 
 +###
 +Durch kleine Zeichen über (oder neben) dem Text wird der Verlauf der Melodie ungefähr angedeutet. Neumen (gr. Neuma = Wink, Zeichen, Hinweis) geben Gruppen von Tönen (Richtungen, Bewegungen) oder auch Einzeltöne an. Sie sind in erster Linie Gedächtnisstützen. Tondauer und Tonhöhe sind nicht absolut festgelegt. Der einstimmige Gesang wird vorwiegend durch die Handzeichengebung des Vorsängers geleitet.
 +Unterschieden wird zwischen adiastemischen (Tonhöhen nicht anzeigende) und diastemischen (Tonhöhen anzeigende) Neumen. Während bei adiastemischen Neumen (siehe oben) keine genaue Intervallangabe, dafür aber Rhythmus und Artikulation recht deutlich dargestellt werden, sind bei diastemischen Neumen (siehe unten) zwar die Melodiebewegungen intervallisch sichtbar, interpretatorische Fragen sind aus der Notation jedoch meist weniger oder gar nicht zu klären.
 +###
 +
 +<html><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Meyers_b12_s0092_b3.png" alt="Neumen mit Linie - Antiphonar St. Gallen"></html>\\ //Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meyers_b12_s0092_b3.png //
 + 
 +
 +==== 3. Guido von Arezzo ====
 +
 +###
 +Seit 986 n. Chr. (im französischen Kloster Corbie) sind Notenlinien bekannt. Guido von Arezzo hat die Entwicklung durch die Verwendung von vier Linien vorläufig abgeschlossen. Hierfür wurden die Linien eingefärbt: Die oberste Linie grün für den Ton „c“, die zweitoberste Linie schwarz für den Ton „a“, die drittoberste Linie rot für den Ton „f“ (älteste – siehe diastemische Neumen) und die unterste Linie schwarz für den Ton „d“.
 +###
 +
 +<html><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Meyers_b12_s0092_b4.png" alt="Neumen auf vier Linien"></html>\\ //Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meyers_b12_s0092_b4.png //
 + 
 +
 +==== 4. Choralnotation / Quadratnotation ====
 +
 +###
 +Spätere Form der Choralschrift mit quadratischen Notenkörpern. Benutzt seit dem 12. Jh. n. Chr., setzte sich diese römische Choralschrift um 1300 n. Chr. in den Klöstern durch. Die neue Schrift brachte aber auch den Verlust der freieren melodischen Ausgestaltung des Chorals, die in den feingeschwungenen Zeichen der Neumen angedeutet war.
 +###
 +
 +<html><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f8/Meyers_b12_s0092_b5.png" alt="Quadratnotaion"></html>\\  //Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meyers_b12_s0092_b5.png //
 + 
 +
 +==== 5. Mensuralnotation ====
 +
 +###
 +Zwischen 1200 n. Chr. und 1600 n. Chr. war die Mensuralnotation (d.h. gemessene Notation) zur Aufzeichnung von nicht-choraler Vokalmusik in Gebrauch. Sie gibt neben der Tonhöhe durch die Form der Noten und deren Zusammenzug auch die rhythmische Gestaltung wieder. Dies war besonders durch das Aufkommen der Mehrstimmigkeit nötig geworden.
 +###
 +
 +<html><img src="http://www.lcsproductions.net/MusicHistory/MusHistRev/Graphics/mensuralparts.JPG" alt="Mensuralnotation"></html>\\ //Quelle: http://www.lcsproductions.net/MusicHistory/MusHistRev/Terms/MnsrlNtn.html //
 +
 +
 +==== Übersetzung von Notenschrift ====
 +
 +###
 +Bereits im ++Graduale Triplex| <html><br><img src="http://www.kathpedia.com/images/1/17/Graduale_Triplex.JPG" alt="Graduale Triplex"></html>\\ Graduale Triplex [Quelle: http://www.kathpedia.com/index.php?title=Gregorianischer_Choral] ++, einem liturgischen Buch, welches  neben der Quadratnotation des Graduale Romanum auch die Neumen der St. Galler Notation (rot) und der Metzer Notation der Handschrift Laon (schwarz) enthält, wurde versucht, verschiedene Notationsformen miteinander zu verbinden.
 +Neuere Ansätze zum Übersetzen finden sich z.B. hier: http://www.musiklk.de/2003/01gregnotat.htm
 +###
 +
 +----
 +[[:epochen|zurück]]
epochen/mittelalter.1561129715.txt.gz · Zuletzt geändert: 11/09/2019 10:52 (Externe Bearbeitung)